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Geschichte

Vereinschronik in Zahlen

Das Dorf, sein Männerchor - eine Ortsgeschichte

Bretzenheim Anno 1731


Wer nicht das Kaleidoskop Bretzenheimer Kulturgeschichte in aller Ausführlichkeit nachlesen will, wie sie sich in heimischen Festschriften aufblättern lässt, dem möge dies Kurzfassung eindrucksvoll vermitteln, welcher über Generationen reichende Idealismus das Handeln und Wirken vieler Bretzenheimer im Dienst des Chorgesangs bestimmt hat.

Das Jahr 1809:

In Berlin gründete Karl Friedrich Zelter, Leiter der Berliner Singakademie, mit der Liedertafel den ersten deutschen Männergesangverein. Er hat den Männergesang in Deutschland auf den Weg gebracht, der bald in allen Landen zur Freude und Erbauung mehrstimmig erklingt. Volkstümlich und anspruchsvoll. Der Pflege des deutschen Liedguts hat sich auch ab 1831 die Mainzer Liedertafel verschrieben. Und bei der Einweihung des Gutenberg-Denkmals 1837 konstituierte sich der Mainzer Liederkranz, während bereits 700 Sänger aus Rheinhessen der 400-Jahrfeier zur Erfindung der Buchdruckerkunst in Mainz den festlichen Rahmen geben.

In diese Gründerzeit reichen die Wurzeln des heutigen Männerchors 1839, junge Bretzenheimer haben sich zusammengetan, um "profane und gesellschaftliche Lieder zu erlernen". Freiheitlich und eigensinnig mutige Dörfler dazu, gründen sie am 8. Oktober 1839 Ihren Bretzenheimer Singverein, der als erste Verein in Bretzenheim auch im 160. Jahr nach seiner Gründung das kulturelle Leben der Region bereichert. Bürger Bartholomäus Schmitt weiß seinerzeit zu berichten, dass man "dem Kirchengesang aufhelfen und das Volkstümliche pflegen wolle". So verabreden der junge Bürgermeister Martin Kirchner und Pfarrer Cullmann die Förderung der jungen Sänger. Also ruft der Pfarrer von der Kanzel herab zur Teilnahme auf.

Kirchner leitet den Verein von 1839 bis 1844. Wird zuerst unter Anleitung des Organisten Daubinger von St. Peter in Mainz einstimmig gesungen, so beginnt 1840 mit dem neuen Lehrer Walther als Leiter der mehrstimmige Gesang. Die Nägeli-Komposition "Freundschaft und Zufriedenheit" ist für lange Zeit als Vereinslied im Programm. Schließlich ist dem jungen Bretzenheimer Lehrer und Dirigenten Seib zu danken, der ab 1842 den eigentlichen Männergesangverein formte.

Am 8. Oktober 1845 dann die erste Fahnenweihe, genau sechs Jahre nach Gründung des Vereins. Präsident Augustin Bender hält die Festrede, Bartholomäus Schmitt würdigte die Vereinsgeschichte und der gefeierte Lehrer Seib referierte über den Gesang. Diese erste Fahne ist symbolisch von blauer Farbe, mit aufgemalter Lyra und einem Sinnspruch. Im Jahr 1857 gibt man sich den Namen Männergesangverein Bretzenheim.

Die Geschichte des Vereins ist ein Stück Ortsgeschichte. Licht und Schatten trifft beides. In den Jahreszahlen 1848-1866 ist vieles erhalten. Für heutige Verhältnisse nicht nachvollziehbar die Auflösung durch die Behörde(!). Die "gefährlichen Staatsbürger" müssen in Raison gehalten werden, heißt es. 1846 gründete sich der auch heute traditionsreiche Turnverein (TSG) - alles "gefährliche Instrumente". Doch die Behinderung wird überwunden. Mit der zweiten "blauen" Fahnenweihe beginnt ab 28. Mai 1865 eine rege Vereinstätigkeit: Konzerte, Unterhaltungsabende, Ausflüge, Sängerfeste und Veranstaltungen außerhalb des Ortes. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit wächst. Während die 50-Jahrfeier am 23. Juni 1889 als ein großes Fest des ganzen Dorfes in Erinnerung bleibt, findet das 70-jährige (1909) als Konzert im Saale statt.









Männerchor 1914

In Vorbereitung der Veranstaltungen zum 75. beschließt man 1911, dass der Verein künftig den Namen Männergesangverein 1839 führen solle und dass eine dritte Fahne anzuschaffen sei, ebenfalls wieder "blau". Es waren drei glanzvolle Tage, als der Verein am 4.5. und 6. Juli 1914 sein 75 jähriges Jubiläum feierte. Hierzu verfasste der bekannte Bretzenheimer Bürger Heinrich Mumbächer, daselbst 1914 Ehrenmitglied des Männergesangvereins 1839, in liebevoller Weise die ausführliche Festschrift . (Siehe Beispiel in diesem Heft). Doch kaum war das Fest verrauscht, da brach der Weltkrieg über Menschen und Land herein. Fünf Sänger kehrten nicht zurück.

Die Franzosen besetzen am 9. Dezember 1918 Bretzenheim. Als die Sänger ab 23. Mai 1919 wieder singen wollen, müssen sie wegen der Feierabendsperre von 13 bis 15 Uhr proben. Die Besatzungsmacht bestimmt, was sein darf und nicht. Sowohl das 80. (1919) wie das 90. (1929) Jubiläum kann nur im kleinen Rahmen begangen werden.

Auf kommunaler Ebene fällt 1929 die Entscheidung zu Eingemeindung; das alte geschichtsträchtige Bretzenheim wird ab 1. Januar 1930 ein Stadtteil von Mainz.

Ab 1933 gab es wieder Schwierigkeiten. Am 9. Dezember 1933 dann die Zusammenlegung mit dem Gesangverein Einigkeit zum Männergesangverein 1839/1885. Das 100jährige Jubelfest findet vom 15. bis zum 17. Juli 1939 im festlichen Rahmen statt. 40 Gesangvereine beteiligen sich am sonntäglichen Festumzug. Der Wille zum Lied und zum Gesang hält in den Sängern den Mut lebendig.

Doch mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 beginnt eine weitere Leidenszeit. Aus den Sängern der drei Bretzenheimer Vereine Männergesangverein Einigkeit, Sängerlust und Concordia bildet sich unter der Leitung von Fritz Traxel eine lose Sängergemeinschaft. Doch bald ist es nicht mehr möglich, ungestört zu singen. Traxel kommt im Dezember 1944 bei einem Luftangriff ums Leben. Die Kriegsverluste dezimieren auch die Vereine. Zuletzt war man in einer sogenannten "Kriegschorgemeinschaft" vereint.

Am 24. August 1947 wird beschlossen, einen Verein mit dem Namen Männerchor 18389 Mainz - Bretzenheim zu gründen. Johann Stölting als Vorsitzender und Joseph Spahn als Chorleiter. Die Sänger von dem MGV Concordia wollen ihre Tradition wahren und gründen diesen 1948 neu. so verbleibt dann die Sängerlust beim Männerchor 1839, der mit rund 60 Sängern ein beachtlicher Klangkörper wird; die fünfziger Jahre bringen viele Höhepunkte in der Chorarbeit. Erwähnt sei die Teilnahme am 13. Deutschen Sängerbundfest 1951 in Mainz und bei der 2000-Jahr-Feier der Stadt Mainz.

Männerchor 1958

Eine würdige Anerkennung für sein langjähriges Wirken findet der Männerchor 1839 Mainz-Bretzenheim im Jahre 1958 durch die Verleihung der Zelter-Plakette.

Männerchor 1964

Die Feierlichkeiten anlässlich des 125-jährigen Bestehens finden im Juni 1964 statt. Ein unvergessliches Jubiläumskonzert am 27. November 1964 mit Kammersänger Josef Traxel, Ehrenmitglied beendet das Festjahr.

Wie für viele Chöre, bringt das Wirtschaftswunder mit mehr Freizeit und anderen Freizeitangeboten dem Männerchor Nachwuchssorgen. Die im Frühjahr 1979 begonnene lose Zusammenarbeit mit dem Hechtsheimer Männer-Quartett, die am 19. Juni 1993 ihren Abschluss fand, war für beide Chöre eine freundschaftliche Zeit.

Der Männerchor 1839 Mainz-Bretzenheim feiert 1989 sein vielbeachtetes 150. Jubelfest mit großer Beteiligung aus nah und fern, besonders aber aller Bretzenheimer Vereine und der Bevölkerung des Ortes. So sind 160 Jahre mit Stolz und auch mit Zukunftsfreude erreicht. Über das Jahrzehnt nach dem 150. ist auch in diesem Heft zu lesen - wir haben mit 290 Mitgliedern (1999) und 34 aktiven Sängern einen Stand erreicht, der hoffen lässt.

Zur Entstehung der Männergesang-Vereine und der Bretzenheimer Chorfreiheit um 1839

Was im Zeitraffer so langen Geschehens an Daten, Fakten und Namen zu lesen steht, zusammengefasst und notwendigerweise verkürzt, bekommt im ausführlichen Ereignis-Detail historischer Aufzeichnungen eine bessere Aussagekraft spiegelt das Dabeisein und das Miterleben von Augenzeugen, die über Generationen hinweg uns Späteren verständlich machen, welche kulturelle und menschliche Qualität mit diesen keineswegs leichten Anfängen des 19. Jahrhunderts verbunden sein kann.

Heinrich Mumbächer, dem Ehrenmitglied des Bretzenheimer Männerchors aus der Zeit um 1914 ist es zu verdanken, dass sich in Gestalt seiner das Ortsgeschehen einbeziehenden Festschrift zum 75jährigen Bestehen so viel an Erinnerungswerten bis in die Gegenwart beispielhaft bewahren ließ.

Welch eine Zeitspanne vom Biedermeier bis zum Internet, drastischer kann die Veränderung gesellschaftlichen Umfelds, in das natürlich auch jeder Verein eingebunden oder gar davon betroffen ist, nicht beschrieben werden. So ist von den wenigen erhaltenen Festschriften oder Quellen früherer Jubiläen gerade Mumbächers Aufzeichnung, die in umfassender Weise Einzelheiten vermerkt hat, in ihrer Bedeutung ein Bildnis des Lebens jener Zeit.

Darum sei hier nachstehend teilweise auch wörtlich zitiert und zugleich die vorhergehende Chronik ergänzend "Das Alte" zur Kenntnis gebracht, was das Chronisten wache Sinne vernommen und eine unsichtige Weltkenntnis wiedergegeben haben. Ganz wesentlich auf den Bretzenheimer Männergesangverein bezogen, der 1914- nicht ahnend, was der Welt noch im Festjahr an sehr viel Unheil und Elend bevorstand - mit Stolz und Freude sein 75. Jubiläum feiern konnte.

In Erinnerung an die Sage von König Arthus und seiner, aus zwölf Rittern bestehenden Tafelrunde, erhielt die im Jahre 1809 von Karl Friedrich Zelter, dem Leiter der Berliner Singakademie in Berlin gegründete neue Vereinigung, den Namen Liedertafel; der erste deutsche Männergesangverein, den Zelter bis zu seinem Tode 1832 leitete.

Weitere Gründungen bald an verschiedenen Orten, 1815 erhielten Leipzig und Frankfurt an der Oder ihre Liedertafeln; 1826 brachte der Schweizer Komponist Nägeli bereis ein Sängerfest zustande und schon 1835 gab es ein erstes deutsches Sängerfest in Frankfurt am Main.

Kurz zuvor, am 20.10.1831, war die Mainzer Liedertafel, auf Anregung des Tenors Benesch, ins Leben gerufen worden, 1837 entstand, gegründet von Mitgliedern des Personals der Firma Schott Söhne, die bei der Aufführung des "Te Deums" gelegentlich der Enthüllung des Gutenberg Denkmals mitgewirkt hatten, der Mainzer Liederkranz.

Alles dies hat auf die kleineren rheinischen Städte und Ortschaften anregend gewirkt. Es entstanden überall Gesangvereine, so in Bretzenheim im Jahre 1839 der als erster am hiesigen Platz entstandene Verein.

"Im Monat September 1839 beabsichtigten mehrere junge Leute einen Gesangverein zu gründen, um profane oder gesellschaftliche Lieder zu erkennen". - Mit diesen Worten begann ein von Bartholomäus Schmitt bei Gelegenheit der ersten Fahnenweihe im Jahre 1845 erstatteter Bericht.

Johann Stauder machte 1839 mit dem späteren Vereinspräsidenten Johann Kuhn einen Spaziergang nach Zahlbach, wobei letzterer sich unterwegs beifällig über den Gesang einiger junger Leute äußerte. Stauder stimmte zu und regte die Gründung eines Gesangvereins an. Auf diese Anregung meldeten sich verschiedne Persönlichkeiten, besonders sollte der Kirchengesang wieder belebt werden, weshalb der damalige Ortspfarrer Cullmann von der Kanzel zur Teilnahme aufrief.

Nachdem sich genügend Teilnehmer zusammengefunden hatten, konstituierte sich der

Bretzenheimer Singverein

Diese Aufschrift tragen die ersten Statuten vom 8.19.1839, dem eigentlichen Gründungstage, unterschrieben vom 36 männlichen und 10 weiblichen Mitgliedern.

Unter dem Lehrer Seib, welcher 1842 nach Bretzenheim kam und als Dirigent gewonnen werden konnte, wurde aus dem ursprünglichen gemischten Kirchenchor ein reiner Männerchor. Das Vereinsleben nahm einen ungeahnten Aufschwung mit einer jährlichen Vereinsfeier und Festessen, wobei bei einer 1845 veranstalteten Schlittenpartie nach Laubenheim, infolge eines plötzlich eingetretenen Umschlages der Witterung, die Schlitten, zum Ergötzen aller Ortsbewohner, auf Wagen nach Hause zurückbefördert werden mussten, im selben Jahr wurde auch die erste Fahne angeschafft.

Auf Betreiben des Pfarrers Nauth erfolgte 1854, wegen angeblicher Störung der Sonntagsfeier und Religionsspötterei, die Auflösung des Vereins, seine Wiedergründung unter dem Männergesangverein Bretzenheim fand im Jahre 1857 statt.

Am 29. Juni 1862 beteiligte sich der Verein in Nieder-Olm am Ersten Gesangsfest des Rheinländer Sängerbundes, dem er kurze Zeit angehörte. Das Fest wurde durch strömenden Regen gestört und als bei einem der Gesamtchöre die Sänger mächtig einsetzten. "Wir stehen felsenfest" , krachte das hintere Podium zusammen und ein Teil der Bässe verschwand in der Versenkung.

Mumbächer berichtete weiter in seiner Festschrift:

Erwähnenswert ist auch zum Zeitverständnis, dass der damalige Präsident Joh. Müller besonders als Deklamator hervortrat. Mit Kraft und Feuer brachte er unter anderem zum Vortrag:

"Die Kindesmörderin",

"Der Gang nach dem Eisenhammer".

"Der Taucher" etc.

Die in den alten Liedern so heiß ersehnte Einheit des Vaterlandes wurde unter Bismarck 1871 endlich errungen und getreu seiner Vergangenheit, zeigte sich der Verein in der Folge stets bereit, patriotische Bestrebungen zu unterstützen und vaterländische Feste verherrlichen zu helfen.

Am 14. Juni 1874 fand in Kirchheimbolanden eine Gedächtnisfeier zu Ehren der vor 25 Jahren (1849) gefallenen 17 Kämpfer für die deutsche Reichsverfassung statt - fünf aus Bretzenheim.

Das 50-jährige Chor-Jubiläum der Bretzenheimer wurde 1889 festlich gefeiert.

Aus einem zeitgenössischen Bericht:

"Was zum Schmucke des Dorfes an Fahnen, frischem Grün, Inschriften usw. aufgeboten war, ist hier noch bei keiner Gelegenheit auch nur annähernd erreicht worden".

An den vier Haupteingängen des Dorfes waren Ehrenpforten errichtet, die außer dem Willkommengruß für die auswärtigen Sänger, folgende Inschriften trugen:

Da bin ich gern, wo frohe Sänger weilen, Denn schöner kann's ja nirgends sein.

Wenn die Töne sich verschlingen, Knüpfen wir das Bruderband.

Nicht an wenig stolze Namen, Ist die Liederkunst gebannt.

Gesang verschönt das Leben, Gesang erfreut das Herz.

Von Inschriften an Privathäusern und Wirtschaften seien erwähnt.

Die den freien Geist zu vernichten gemeint. Vor Jahren durch heimliche Klage,

Sie haben die Sänger nur fester vereint, Dank ihnen am Jubeltage!

Ihr Sänger all aus Ost und West, Ich weiß, ihr seid kapitelfest,

Nur keck den Humpen angepackt, Ihr kommt so leicht nicht aus dem Takt!

An dem ersten Wirtshause des Dorfes in Richtung nach Mainz waren folgende Sprüche angebracht:

1. Für die Ankommenden:

Es lehrt das Lied mit Klarheit: Im Wein allein ist Wahrheit.

Kommt, wackre Sänger nur herein, Hier schenkt man reine Wahrheit ein!

2. Für die Abziehenden:

Die heimwärts zieht, Ihr Gäste all', Bedenkt den Staub, des Durstes Qual;

Lasst nicht die Kehlen rosten! Noch einmal haltet alle an,

Es ei der Abschiedstrunk getan! Hier ist der letzte Posten!

Über dem Eingang zum Festlokale war die Inschrift angebracht:

Herbei, herbei! Du trauter Sängerkreis,

Herbei im Festesschmuck zum Jubeltage!

Von den Gründern des Vereins beteiligten sich an der Feier in voller Gesundheit und geistiger Frische die Herren:

Johann Stauder, Martin Stauder, Heinrich Stauder, Philipp Regner,

Georg Stenner konnte wegen Altersschwäche nicht erscheinen.

Der frühere verdienstvolle Dirigent Seib (damals Oberlehrer zu Ober-Ingelheim) verherrlichte die Feier gleichfalls durch seine Gegenwart. Seib hatte den Verein volle 37 Jahre geleitet, er wurde mit einem Tusch empfangen und mit einem Lorbeerkranz, dessen Schleifen eine entsprechende Widmung trugen, geehrt. Am 6. Juli 1914 feierte man das 75jährige Jubiläum.